Interview mit Franz und Stefan Pischinger

Im Gespräch…

12. Juli 2018 | Corporate

…mit dem Gründer von FEV, Professor Franz Pischinger, und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung und geschäftsführendem Gesellschafter der FEV Group, Professor Stefan Pischinger.

 

FEV – das ist eine wahre Erfolgsstory. Was war damals Ihre Vision bei der Gründung des Unternehmens?

 

Prof. Franz Pischinger: Meine Vision war es, Forschungsergebnisse bei der Motoren-entwicklung aus der Theorie in die Praxis zu überführen. Ich wusste, dass Verbrennungsmotoren großes Zukunftspotenzial haben und die Nachfrage der Automobilbranche nach effizienteren Motoren mit geringeren Schadstoffemissionen war schon damals sehr hoch. Wir hatten das Wissen, die Entwicklungen voranzubringen und Lösungen für die Mobilität zu realisieren.

 

 

Sie waren bei der Gründung von FEV vier engagierte Kollegen. Was waren anfangs die größten Herausforderungen?

 

Prof. Franz Pischinger: Zu Beginn eines jeden „Start-Ups“, wie man unser damaliges Vorhaben heute wohl bezeichnen würde, sind die Herausforderungen meist ähnlich. Zwar hatten wir durch die Forschungsergebnisse am Lehrstuhl bereits einen Namen, mussten die Kunden aber natürlich erst einmal davon überzeugen, dass unsere Entwicklungen in der Praxis einen wirklichen Mehrwert bieten. Zum Glück ist uns das recht schnell gelungen.
Mit zunehmenden Entwicklungsaufträgen und steigenden Mitarbeiterzahlen sahen wir uns dann auch mit ganz banalen Herausforderungen konfrontiert: Unsere Büroflächen auf der Augustinergasse wurden allmählich zu klein und die Anzahl unserer Prüfstände musste dringend erhöht werden, um die Forschungsergebnisse testen zu können.

 

Heute bekleidet Ihr Sohn Professor Stefan Pischinger Ihre ehemalige Position als Vorsitzender der Geschäftsführung von FEV – und das nun schon seit 15 Jahren. Schauen Sie dennoch ab und zu einmal auf der Neuenhofstraße vorbei?

 

Prof. Franz Pischinger: Absolut, jedoch nicht, um den Kolleginnen und Kollegen auf die Finger, sondern vielmehr über die Schulter zu schauen. Die Entwicklung des Unternehmens zeigt ja, dass eine ausgezeichnete Arbeit geleistet wird.
Mich interessiert einfach, an welchen Projekten aktuell gearbeitet wird und was dieses pulsierende Unternehmen als nächstes plant.

 

 

Apropos Planung. Seit dem Bestehen von FEV ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen. Das sieht man auch an dem Gebäudezuwachs des Stammsitzes an der Neuenhofstraße seit dem Bezug 1990. Ist ein Ende der Expansion geplant?

 

Prof. Stefan Pischinger: Keinesfalls. Unsere Kunden schätzen die lokale Nähe und die Kapazitäten, die wir ihnen regional anbieten können. Als international operierendes Unternehmen haben wir inzwischen weltweit über vierzig Standorte. Wir expandieren kontinuierlich, einerseits durch Standorteröffnungen, aber auch durch den Ausbau von bestehenden Testcentern wie in Auburn Hills (USA) oder in unserem Dauerlaufprüfzentrum in Brehna (Deutschland), wo wir unser Angebot von Prüfständen aktuell um sieben rein auf E-Antriebe ausgelegte Prüfstände erweitern. Dadurch wächst natürlich auch die Anzahl unserer Fachleute, die schließlich der Antrieb unseres Erfolgs sind.

 

Was sind die wesentlichen Treiber für dieses Wachstum und wie geht FEV damit um?

 

Prof. Stefan Pischinger: Die Nachfrage nach Entwicklungsdienstleistungen seitens der Automobilhersteller und Tier 1-Zulieferer steigt mit zunehmender  Komplexität der Entwicklungsaufgaben stetig an und ist somit ein wesentlicher Grund für das Wachstum der letzten Jahrzehnte. Um dieser Nachfrage zu begegnen, hat sich FEV durch Gründung einer Group GmbH 2014 strategisch neu ausgerichtet. Im Sinne einer bedarfsgerechteren Bearbeitung der internationalen Kundenanfragen haben die zentralen Geschäftsbereiche eine größere operative Verantwortung erhalten. Gleichzeitig können durch diese Strukturen die internationalen Ressourcen der FEV effizienter gesteuert werden, wobei sich die Business Units noch stärker als bisher auf die jeweiligen operativen Aufgabengebiete konzentrieren können. Das Kundenfeedback zeigt uns, dass dieser Schritt gut und richtig war.

 

Was sind die wichtigsten Trends und Themen, die die Automobilindustrie von morgen prägen?

 

Prof. Stefan Pischinger: Die Kernthemen sind seit Jahren unverändert, hier sind Kraftstoffverbrauch und Emissionen als die beiden wichtigsten zu nennen. Sowohl im Kontext des Antriebsstrangs als aber auch des gesamten Fahrzeugs. Natürlich ist auch E-Mobilität ein wesentliches Thema. Inzwischen besteht allerdings zunehmend Einigkeit darüber, dass die Zukunft nicht ausschließlich Elektrofahrzeugen gehören wird. Obwohl sie sicherlich eine wichtige Rolle spielen, werden sie sich den Markt mit Hybridfahrzeugen teilen. Die Kosteneffizienz der Hybridisierung und 48-Volt-Technologie ist ein großes Thema, ebenso wie die kontinuierliche Verbesserung von Diesel- und Benzinmotoren.
Eine Hauptaufgabe zur Reduktion des Kraftstoffverbrauchs und der Schadstoffemission wird der Antriebsstrang haben. Hinzu kommen außerdem klassische Themen wie Aerodynamik, Abgaswärmerückgewinnung und die Bordnetzoptimierung. Auch die Fahrzeug-zu-Infrastruktur- und Auto-zu-Auto-Kommunikation und -vernetzung sowie das autonome Fahren müssen als Einflussgrößen zum effizienten Mobilitätskonzept in Betracht gezogen werden.

 

Sie sprechen den Diesel- und Benzinmotor an. Wie können diese reinen Verbrennungs-motoren noch optimiert werden?

 

Prof. Stefan Pischinger: Bei der Entwicklung des PKW-Dieselmotors werden wir nach Überwindung der Stickoxidproblematik zukünftig noch eine viel stärkere Konzentration auf gesteigerte Kraftstoffeffizienz sehen, sowohl auf der klassischen Seite durch verbesserte Mechanik und optimierte Thermodynamik, aber auch im Verbund mit elektrischen Unterstützungssystemen. Die modulare Konzeption der zukünftigen Motorengeneration wird eine zielgerichtete Konfiguration des Antriebsstrangs auf die jeweilige Applikation ermöglichen. Damit bleiben moderne Dieselmotoren ein wesentliches Element im Portfolio der Antriebssysteme für schwere Fahrzeugklassen beziehungsweise Anwendungen mit hohen Fahrleistungen der nächsten Dekaden.
Auch Reibungsreduzierung ist ein großes Thema im Antriebsstrang und wird weiterhin ein großer Trend sein. Entwicklungen bei Wälzlagern werden dazu beitragen, die Reibung deutlich zu reduzieren, wie wir es bereits bei Turboladern sehen. Künftig werden dahingehend auch Nocken- und Ausgleichswellen optimiert, auch bei Kurbelwellen ist das denkbar. Darüber hinaus werden Innovationen die CO2-Emissionen weiter reduzieren. Das variable Verdichtungsverhältnis wird in einigen Anwendungen kommen. Hierzu hat FEV eine einfache Lösung mit einem 2-stufigen Pleuel entwickelt.
Ebenfalls großen Einfluss kann die Nutzung von E-Fuels in den Antriebssträngen haben und zu einer weiteren Reduktion der CO2-Emissionen bei Verbrennungsmotoren führen.

 

FEV verbindet man mit vielen Innovationen. Ist Ihnen eine bestimmte Entwicklung der letzten Jahrzehnte besonders ans Herz gewachsen und wenn ja, warum genau diese?

 

Prof. Franz Pischinger: Hier würde ich spontan den Dieselpartikelfilter nennen, den wir zusammen mit Peugeot entwickelt haben. Letztlich hat dieser einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet, den Selbstzünder im PKW-Segment zu seinem Ruhm zu verhelfen.

 

 

 

40 Jahre FEV – da darf auch ein Blick in die Zukunft nicht fehlen. Was erwarten Sie von den kommenden Jahren?

 

Prof. Stefan Pischinger: So sehr sich die Automobilbranche und das Verständnis von Mobilität im Kontext des Digitalen Wandels verändert, so sehr wird sich auch die Art wie wir uns fortbewegen wandeln. Der elektrifizierte  Antrieb und das autonom fahrende, vernetzte Auto sind da nur zwei Zukunftsthemen.
FEV hat die Mobilität mit seinen Innovationen in den vergangenen 40 Jahren maßgeblich geprägt. Unser Anspruch ist es, unsere Kunden auch in den kommenden Jahrzehnten mit der gleichen Hingabe bei den immer komplexer werdenden Gesamtmobilitätskonzepten und gleichzeitig immer kürzer werdenden Entwicklungszyklen als verlässlicher Partner zu unterstützen.

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